Scoophead, Helleater, Seasons Of Time - Meisenfrei, 21.1.10

  • Am Donnerstag rief das Local Radio in guter Tradition zur Rocking Safari und die Meise füllte sich für den Wochentermin auch ganz ansehnlich, bevor mit 'Scoophead' die erste Band des Abends auf die Bühne stürmte. Die fünf Deutsch-Punkrocker hatten - wie wahrscheinlich alle Genrekollegen - ziemlich schnell mit Hosen-Vergleichen zu kämpfen, die aber offenbar auch nicht so ganz unerwünscht waren: da weiß man was man hat. In diesem Fall also dynamische Show, standesgemäße Johl-Backup-Gesänge und durchaus diverse kleine, feine melodiöse und v.a. auch rhythmische (töfter Drummer!) Sternstündchen. Da flog schon so mancher Hook durchs Gehäuse. Einige Stücke wie "Dein Pech" verdienen schlicht das Prädikat "gut" und - ist man Punkrock-Fan - auch ganz bestimmt die Note "geil".

    'Helleater' hatten mich an dem Abend angelockt und starteten mit hängendem Intro aber gewohnt coolem Riffing in ihr Set. Wer - wie ich vormals - Stoner Rock mit "groovy, aber irgendwann öde" etikettiert, kann hier dazulernen, wie vielseitig einen die Muse auch in der Wüste küssen kann. Da geht so manches zwischen Rock, Metal, Cyco, Prog (!) und Reggae (!!). Ja, Reggae. Der war Teil einer der diversen "Welt- und Bremenpremieren" des Sets und kam auch recht cool aus der Hand, bevor der "Jarbreaker" dann in vertrauteren Gefilden weiterschmetterte und als Höhepunkt sogar mit einem richtig superben Gitarrenduell aufwarten konnte. Musikalisch ist die Truppe ohnehin vom feinsten besetzt - Frontmann Star Gazer verkörpert die Mucke mit Gesang, Auftreten, Gitarrenspiel und überhaupt. Basswookie Chewie wurde inzwischen vom Lockruf der Wüste soweit assimiliert, daß er den ihm eigenen superpräzisen Anspruch an sein Spiel leicht herunterschrauben konnte und dafür jetzt nebenbei ungeahnte Kapazitäten für eine höchst agile Bühnenpräsenz freisetzt - Musik, die auch gut ins Auge geht sozusagen. Der "waschechte Wüstenbewohner" Hellangel zeigte stillvergnügt auf neuem Arbeitsgerät wieder einmal, womit man den schön dreckigen Grundsound so alles konterkarieren kann und streute sehr geschmackvoll seine gefälligen und mitunter beeindruckend rasanten Soli ein. Und was wären 'Helleater' ohne das lässige Drumming des Nuclear Zigfeet und auch ohne seine liebenswert-skurilen Ansagen? ("Wir werden [nach den Gigs] IMMER verprügelt... zu Recht!") Hm, wäre jetzt nicht meine 1. Idee gewesen, aber bitte...

    Bis zu den ersten Tönen der Bremerhavener 'Seasons Of Time", die den weiten Weg durch nordische Kälte nicht scheuten (oder eh gerade saisonbedingt hier im Süden überwintern, wer weiß?) hatte sich der Laden, bis auf einige Unentwegte, leider schon etwas geleert. Das hätten die fünf Proggies nicht verdient gehabt: Sie stellten wahrscheinlich die technische Meßlatte des Abends dar und zeigten den Unentwegten mit Leib und Seele, daß sich das Bleiben gelohnt hat. Erinnerungen an die alten Marillion, Runrig oder Genesis wurden wach.
    Ein Sonderlob geht hierbei an den Drummer, der - noch kein halbes Jahr in der Band - seinen ersten Gig souverän durchzuspielen schien. Was bei der Komplexität des Materials sicherlich kein Selbstgänger sein dürfte. Bremerhavens Szene ist nicht so tot!

    Der Sound war gut - Meisenqualität eben! Auch die Bässe waren zu hören (das sei wohl nicht immer so, der Mixer sei Gitarrist...?).
    Über 3 Stunden Musik für lau, da wurde dann auch fairerweise gut der Tresen frequentiert und das Wanderhütchen gefüllt.

    "Und das ist unser Mann am Bass: der Duke des Spuks, der Doktor des Schocks, der Geist ohne Geist, einen Applaus für den Tod persönlich. Den Grim Reaper!!"

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