Management:
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Formen des Managements: die des Business-Managements und die des Personal Managements. Beide haben völlig unterschiedliche Aufgabenbereiche, werden aber oft von ein und derselben Person ausgeführt. Der Business Manager ist zuständig für das Geschäftliche, die Finanzen der Band. Er ist zu vergleichen mit einer Mischung aus Unternehmensberater, Steuersachverständigem, Anlage- und Rechtsberater. Sein Aufgabenbereich liegt darin, die Band in geschäftlichen Belangen nach außen hin zu vertreten und ihr intern in geschäftlich-finanziellen Dingen zur Seite zu stehen. Der Personal-Manager betreut die Band auf persönlicher Ebene. Er koordiniert alle Termine, arbeitet mit am Artist Development, ggfs. auch an der Live-Performance und an der musikalischen Programmgestaltung, plant mit der Band konzeptionelle Schritte im Marketingbereich, kümmert sich um die Kontaktpflege zu wichtigen Partnern (z.B. Journalisten, Radio-Redakteuren, A&R-Leuten von Plattenfirmen...), koordiniert und forciert die Promotionarbeit und ist der Vertreter der Band nach außen.
Agentur, (auch Bookingagentur, Booker genannt): In Deutschland sind die klassischen Aufgaben der Agenten auf das Buchen von Live-Auftritten beschränkt. Das kann das Booking einzelner Shows oder auch ganzer Tourneen sein. Aus juristischer Sicht ist der Agent nur ein Vertreter der Band z.B. gegenüber örtlichen Veranstaltern. Das bedeutet, daß der Agent von der Band handlungs- und zeichnungsbevollmächtigt wird, um z.B. Gastspielverträge auszuhandeln und im Namen der Band zu unterschreiben. Juristischer Vertragspartner des örtlichen Veranstalters ist aber die Band. Soll heißen: Wenn ein örtlicher Veranstalter klagt, wird gegen Euch geklagt, nicht gegen Euren Agenten. Der Agent wird in der Regel von der Band per prozentualer Beteiligung am eingespielten Honorar bezahlt. Die Aufgaben der Agentur bestehen darin, der Band geeignete Auftritte in sinnvoller Reihenfolge zu buchen, die vertraglichen Einzelheiten mit dem örtlichen Veranstalter auszuhandeln, dem örtlichen Veranstalter die Verträge und das vor Ort benötigte Promotionmaterial zu schicken, dafür zu sorgen, daß dieser die Verträge rechtzeitig vor dem Konzerttermin unterschrieben zurückschickt und natürlich die Band frühzeitig über alle organisatorischen und finanziellen Einzelheiten der Show zu informieren, sie auf eventuelle Schwierigkeiten oder Besonderheiten vor Ort vorzubereiten.
Da es immer schwieriger wird, Leute zu motivieren, Konzerte vor allem noch nicht so bekannter Bands zu besuchen, muß meiner Ansicht nach der Agent darüberhinaus unbedingt stark im Promotion-Bereich aktiv werden, damit die Konzerte seiner Bands nicht »im Geheimen« sondern vor möglichst vielen Zuschauern stattfinden. Er sollte keinesfalls die Werbung für ein Konzert nur dem örtlichen Veranstalter überlassen, sondern in Absprache mit diesem selbst kräftig Gas geben.
Tourneeveranstalter: Veranstaltet Tourneen für eine Band, d.h. er bucht eine Tournee, organisiert deren gesamten Ablauf und trägt das gesamte finanzielle Risiko einer Tour. Im einzelnen heißt das: Er macht den oben beschriebenen Job des Agenten, zusätzlich bucht er die Hotels und Tourfahrzeuge, engagiert eine geeignete Ton und Lichtfirma gemäß den Anforderungen der Band und den Hallengrößen, er engagiert nach Absprache mit der Band das Tour-Personal und stellt der Band dies alles zur Verfügung, zahlt den Musikern eine zu vereinbarende Garantie pro Show bzw. für die ganze Tour, streicht dafür aber den Großteil aller möglichen Gewinne ein. Vorteil für die Musiker: Sie haben kein finanzielles Risiko und gesicherte Einnahmen. Nachteil: wenn die Tour richtig prima läuft, hätten sie bei einem Agentur-Deal mehr verdienen können.
Gastspiel- oder Konzertdirektion: Sie arbeitet nicht am Künstler orientiert, d.h. an den individuellen Bedürfnissen »ihrer« Bands entlang, sondern sie arbeitet am Kunden orientiert. Ein Kunde, d.h. eine Firma, ein Verein oder sonst jemand, der eine Veranstaltung machen will, beauftragt die Gastspieldirektion, für einen bestimmten Termin ein Komplettprogramm auf die Beine zu stellen. Für die Veranstaltung stellt der Kunde ein Gesamt-Budget zur Verfügung, wovon alle Künstler, die Gastspieldirektion und ggfs. auch noch Raumdekoration usw. bezahlt werden müssen.
Es geht dem Kunden in der Regel weniger um bestimmte Bands als um eine abendfüllende Veranstaltung. Werden sich Kunde und Gastspieldirektion einig, werden in einem Vertrag zwischen Gastspieldirektion und Kunden die Konditionen festgehalten, unter denen die Veranstaltung stattfinden soll. Die Gastspieldirektion wiederum macht dann Verträge mit den Künstlern, d.h., sie »kauft« die Künstler für den besagten Termin ein. Den Künstlern gegenüber ist die Gastspieldirektion der Veranstalter und auch für den Kunden ist es die Gastspieldirektion, die verantwortlicher Vertragspartner ist. Rein juristisch gibt es keine direkte Verbindung zwischen dem Kunden und dem Künstler.
Örtlicher Veranstalter (Local Promoter): D e n örtlichen Veranstalter gibt es nicht, denn Konzerte werden von völlig verschiedenen Personen, Firmen und Institutionen durchgeführt: Da sind zum einen die professionellen örtlichen Veranstalter, die ihr Geld damit verdienen, verschiedene Clubs, Hallen bzw. Open Air-Gelände in ihrer Region zu mieten, die gesamte Organisation und Promotion vor Ort zu machen, Bands einzukaufen und an dem möglichen Überschuß der Veranstaltung beteiligt zu sein. Durch das hohe Kostenrisiko der Local Promoter haben Newcomer Bands, deren Zuschauerzahlen extrem unberechenbar und leider meistens eher niedrig sind, selten die Chance, mit diesen örtlichen Veranstaltern zusammenzukommen. Dann gibt es viele Clubs und einige kleinere Hallen, die einen eigenen Booker beschäftigen, der speziell für dieses eine »Venue« die Bands bucht und die Konzerte durchführt. Vorteil solcher Konstellationen: Da das Venue dem örtlichen Veranstalter selbst gehört, entfällt in der Regel mit dem Wegfall der Raummiete ein wesentlicher Kostenfaktor. Die Clubs müssen zwar auch scharf kalkulieren, aber sie haben nicht so hohe Kosten, wie die erstgenannte Kategorie von Veranstaltern. Jugendzentren sind grundsätzlich in mindestens zwei Kategorien zu unterteilen: In die, die sich selbst tragen müssen, und in die mit öffentlichen Geldern geförderten. Erstere müssen wie die Clubs bei ihren Kalkulationen unbedingt darauf achten, daß ihre Musikveranstaltungen alle Kosten (und möglichst noch Gewinne) einspielen, die durch sie entstehen, zweitere haben Jahres-Etats zur Verfügung, die sie für Veranstaltungen ausgeben können, ohne daß sie wirtschaftlich kalkulieren müssen. Es liegt auf der Hand, daß die Jugendzentren, die über Förderungs-Gelder verfügen, meistens bessere Gagen zahlen können, als die, deren Veranstaltungen sich selbst tragen müssen. Stadtverwaltungen, Kulturämter, Jugendämter usw. machen Veranstaltungen unterschiedlicher Art vom Stadtfest bis hin zu regelmäßigen Veranstaltungen. In der Professionalität der Abwicklung dieser Shows sowie in der Art der Veranstaltungen gibt es große Unterschiede. Dies gilt auch für Veranstaltungen, die politische Parteien oder ähnliche Organisationen durchführen. In Wahlkampfzeiten z.B. machen viele Parteien Kulturveranstaltungen, zu denen z.T. auch Bands zu akzeptablen Bedingungen engagiert werden. Unis und Fachhochschulen, bzw. die Kulturreferate des jeweiligen AStAs machen auch Parties, in der Regel mindestens zweimal jährlich zum Semester-Anfang bzw. -Ende. Wenn Eure Musik irgendwie auf solche Parties paßt, wobei der Musikstil wirklich von Uni zu Uni wechselt, sind solche Feten beste Gelegenheiten, aufzutreten, weil Ihr einfach sehr streßfrei viele, viele Zuschauer erreicht, die nicht extra wegen Euch kommen müssen, sondern sowieso auf der Fete sind. Und dann gibt es noch eine große Anzahl von Amateur-Veranstaltern, die z.B. einmal jährlich ehrenamtlich ein Festival veranstalten. Bei Amateur-Veranstaltern sollte man darauf gefaßt sein, daß man ihnen eventuell einiges erklären muß, was die professionelle Vorbereitung und Abwicklung einer Veranstaltung angeht, daß man eventuell auch mehr selbst leisten muß als bei von Profis durchgeführten Konzerten, um ein möglichst gut promotetes und reibungslos laufendes Konzert gewährleistet zu haben.
Ein paar Worte noch zu Veranstaltern von Benefiz-Konzerten bzw. -Festivals: Benefiz-Veranstaltungen sind solche, deren Reinerlös irgendeinem wohltätigen Zweck zugeführt werden soll. Ich finde es prinzipiell erst mal eine prima Sache, wenn sich Leute für andere engagieren und Dinge in Bewegung setzen, Energie und Zeit investieren, um anderen zu helfen. Allerdings gibt es ein riesiges Spektrum, sowohl, was die Arten des »Guten Zwecks« angeht, als auch, was die Methoden angeht, die Absicht zu helfen, in die Tat umzusetzen. Es gibt auch hier das Spektrum vom sehr professionellen, engagierten Veranstalter über den Amateur bis hin zu, ich sag mal, ausgekochten Schlitzohren, die einfach auf die ganz dummdreiste Tour versuchen, sich's eigene Täschchen vollspielen zu lassen. Die letztgenannten Exemplare der Spezies »Benefiz-Veranstalter« sind wohl recht selten, aber es ist gut zu wissen, daß man nicht gleich seinen Heiligenschein hervorkramen und sich mit allem einverstanden erklären sollte, sowie man das Stichwort »Guter Zweck« bei einer Konzertanfrage vernimmt. Leider gehen viele Benefiz-Veranstalter wie selbstverständlich davon aus, daß Künstler gern bereit sind, zumindest auf einen Großteil ihrer Gage zu verzichten, wenn die Erlöse der Veranstaltung einem guten Zweck zufließen. Abgesehen davon, daß die An zahl »Guter Zwecke« anscheinend ins Unendliche geht, frage ich mich, warum immer die Künstler, und meistens hauptsächlich sie, ihr Honorar als Spende zur Verfügung stellen sollen, während alle sonst an der Veranstaltung Beteiligten ganz selbstverständlich ihre Arbeit entlohnt bekommen, daß aber die Künstler, genauso selbstverständlich, gebeten werden, auf ihr Honorar zu verzichten. Woran das liegt, ist mir absolut nicht klar, müßte meiner Ansicht nach aber schon aus rein logischen Gesichtspunkten eigentlich genau andersherum laufen: Wenn Leute sich für andere engagieren wollen und deshalb eine Benefizveranstaltung aufziehen, sollten sie ihre man-power nahezu kostenfrei zur Verfügung stellen, und diejenigen, die ihnen bzw. der guten Sache all die zahlenden Zuschauer bringen, fürstlich entlohnen. Denn, mal ehrlich: Weshalb kommen denn die Gäste und zahlen Eintritt? Doch nicht, weil sie alle Pfadfindernadeln sammeln und durch ihr Erscheinen ein gutes Werk tun wollen, sondern um die Band(s) zu sehen. Spielte(n) die Band(s) also nicht, gäbe es keine zahlenden Zuschauer, ergo auch keine Reinerlöse, die übrig blieben. Das soll nicht heißen, daß die Arbeit all der Nicht-Musiker für eine Benefiz-Veranstaltung weniger wert ist als die der Musiker, aber mehr doch sicher auch nicht, oder?
Discjockeys in Clubs und Diskotheken: DJs werden für Euch interessant, wenn ihr eigene Tonträger habt. Dann werden sie aber auch in Bezug auf den Live-Bereich wichtig: Durch sie gibt es die Möglichkeit, Eure Songs in der Disco zahlreichen Leuten zu Gehör zu bringen, indem die DJs Eure Songs einsetzen, um die Leute zum Tanzen zu bringen. Das kann einen guten Multiplikatoren-Effekt bringen. Viele lernen Eure Musik auf diesem Weg überhaupt erst kennen, manche empfinden Songs beim Tanzen auch einfach intensiver, und sie bekommen über den Einsatz in der Disco einen stärkeren Zugang zu Euren Songs. Außerdem sind die Meldungen von Disc-Jockeys ein sehr wichtiger Erfolgsindikator für einen Song: Im Gegensatz zu Radioredakteuren haben DJs eine direkte Rückmeldung durch Ihr Publikum, wie ein Song gefällt: Zum einen ist die Tatsache, ab die Tanzfläche voll oder leer ist, ein deutlicher Indikator, zum anderen nehmen DJs ja auch Publikumswünsche an. DJs unterhalten sich mit ihren Gästen, was Radioredakteure in den seltensten Fällen tun können.
Road-Manager (Tour-Manager): Wenn eine Tour dann tatsächlich losgeht, beginnt der Job des Tour-Managers. Er ist unterwegs der Vertreter des Tourveranstalters und ist für alles Organisatorische zuständig, sorgt dafür, daß alle an der Tournee Beteiligten und alles, was gebraucht wird, pünktlich am richtigen Ort sind, ist Ansprechpartner und im Auftrag der Agentur bzw. des Tourveranstalters, Abrechnungspartner des örtlichen Veranstalters und hat oft auch eine wichtige psychologische Funktion als Ansprechpartner für die Musiker und ihre Crew. Bei kleineren Produktionen meistens aus Kostengründen nicht zu realisieren.
Die Technische Crew: Besteht aus dem Technischen Leiter (er koordiniert alles Technische und die Crew), dem FOH (Abkürzung für »Front of House«, das ist derjenige, der am Frontpult mischt), der Lichtcrew, die für das Riggen und Mixen des Bühnenlichts und sonstiger Lichteffekte zuständig sind, dem Monitormixer (er mixt am Monitorpult) und den Roadies, auch Backliner genannt, die für das Aufbauen und Stimmen einzelner Instrumente zuständig sind und meistens darüber hinaus weitere helfende Tätigkeiten für eine Band übernehmen.
Hands (Helfer, Hamper, Stage-Hands): Kräftige Leute, die vom örtlichen Veranstalter engagiert werden, um beim Aus- und Einladen anzupacken, um das Equipment auf der Bühne auszupacken, zu positionieren und hinterher wieder einzupacken und zu verladen. Leider unterschätzen scheinbar einige örtliche Veranstalter die Wichtigkeit routinierter gewissenhafter Helfer, so daß man vor Ort dann doch öfter mit unerfahrenen Hands konfrontiert wird, was nicht nur ärgerlich und zeitraubend ist, sondern eine echte Gefahr für Mensch und Material dar stellt: Wie viele Unfälle mit z.T. schweren Verletzungen gab es schon, wieviel Equipment ist schon zu Bruch gegangen, weil die Helfer unerfahren, betrunken oder einfach nicht kräftig genug waren!
Securities (Ordner): Sicherheitskräfte, die vom örtlichen Veranstalter eingesetzt werden, um zu verhindern, daß Zuschauer ins Venue kommen, ohne eine gültige Eintrittskarte zu haben, um die Zuschauer von Konzerten auf nicht erlaubte, mitgebrachte Gegenstände zu untersuchen und diese ggfs. einzusammeln, um vor der Bühne dafür zu sorgen, daß die Zuschauer einander nicht verletzen bzw. unerlaubterweise die Bühne erklettern, und um Mischpult, Bühne, Garderobe... zu Zwecken der Diebstahlsverhinderung zu bewachen.
Merchandiser: Es gibt zwei verschiedene Arten von Merchandisern: Den, der von der Band dafür bezahlt wird (meistens per prozentualem Anteil am Verkaufs-Umsatz), damit er im Auftrag der Band ihre Merchandising-Artikel verkauft und den, der dies ganz oder teilweise auf eigene Rechnung tut, weil er die Rechte am Merchandising ganz oder zum Teil hat. So oder so ist er verantwortlich dafür, daß von allen Merchandising-Artikeln genügende Stückzahlen vorhanden sind (und auch zu den Shows mitgenommen werden), er baut vor Ort den Merchandising-Stand auf und ab, verkauft die Artikel und rechnet ggfs. mit der Band ab.
Aut. ElkeFleing