solostrukturierung

  • hey guys,
    da ich meine zeit seit ein paar tagen mit fieber im bett verbringe und nicht in der lage bin, ne gitarre hochzunehmen, habe ich mich ein wenig mit den theoretischen seiten des solospiels beschäftigt. wichtig neben tonbildung, phrasierung und ausdruck ist hierbei natürlich die strukturierung. wie behandelt ihr dieses thema; wie geht ihr es im vorfeld (?) an, wie sieht für euch eine gute struktur aus und was seht ihr in einem solo als tragende elemente an? würde mich mal interessieren, was ihr dazu sagt.
    lg

  • hab zwar selber Instrumentbedingt nicht so viel mit Gitarrensoli zu tun, finde aber in jedem guten song die 'Steigerung' sehr wichtig.
    Diese kann heißen, das die Töne immer höher werden, die Verzerrung zunimmt, das ganze einfach dreckiger wird etc...

  • Grundsätzlich no mathematics no schematics-close your eyes an go...
    Klingt platt aber so mache ich es. Es ist ratsam das Solo zu unterteilen.Weniger ist immer mehr und Spannungsbogen heißt also auch einen BOGEN zu schaffen
    -Eingang-Spannung aufbauen- Hauptthema-Ausgang----
    Klappt leider leider nicht immer !

  • Finde dabei wiederum dass man den Ausgang gegeben Falls auch weglassen kann und der Song dann 'einfach' weiter geht.

  • bin auf meiner suche nach material auf ein extrem interessantes solo von michael landau aus seinem engagement bei michelle branch gestoßen.

    in dieser live-version (oxygen festival) von branch's song "empty handed" spielt landau ab minute 3 ein solo, das mich in sachen intensität und emotionalität schlicht umhaut. interessant dabei ist, dass man beim hören den eindruck bekommen könnte, dahinter steckt nicht im entferntesten irgendein aufbau oder ein rhythmisches system - auf der anderen seite passt aber alles perfekt auf den song und greift so nahtlos ineinander über, dass es sich natürlich und logisch anhört.

    wenn wir uns die erste pickingfigur anhören, bei der das backing immer von der 6 über die 7 zurück zur 1 verläuft, können wir hören, wie landau die saiten im bending über 6 und 7 leicht ablässt und sie auf 1 wieder zurück auf den ausgangspunkt zieht. sein picking ist dabei in keinem spezifischen rhythmus, sein timing für das bending und die töne allerdings schon.
    im weiteren soloverlauf spielt er schnelle pentatonik-licks (oder vielmehr läufe) in d-moll. diese sind ebenfalls in keiner ontime phrasierung. hinzu kommen seine slides über das komplette griffbrett zwischen den einzelnen "licks" (wenn man sie dann so nennen will). alles das erweckt einen extrem unsauberen, dreckigen und rohen eindruck - spielerisch ist das aber extrem gekonnt und genial; denn genau diesen eindruck will er mit den oben angesprochenen stilmitteln erreichen.

    was ebenfalls auffällt ist landaus arbeit mit den pickups seiner les paul. innerhalb des 30 sekunden-solos wechselt er 3 mal zwischen neck und bridge pu. hierbei kann man sagen, dass er immer dann zum neckpickup switched, wenn er seinen sound glockiger und mittiger kriegen will - zuerst bei einem kurzen pentatonik-aufgang mit einem anschließenden hohen bending, bei dem er direkt wieder auf den bridgepickup wechselt, um den sound schneidender zu machen und ein zweites mal, als er mit geslideten oktavchords aus dem solo "herausspielt". manch einer sagt jetzt vielleicht, dass der gute mann soundtechnisch die flöhe husten hört, ich bin aber der meinung, dass genau DAS den unterschied zwischen gutem sound und weltklasse sound ausmacht.

    2 Mal editiert, zuletzt von tonemaster (6. Februar 2009 um 22:28) aus folgendem Grund: rechtschreibung

  • Ich finde das dieses Solo einfach unpassend beginnt. Der Bending-Part klingt einfach zu mächtig für die süße Michelle (da hilft auch das Indiana-Rocker Tuch nicht weiter).

    Ich muss aber sagen, dass Pickup schalten wirklich sehr angebracht ist. Auf der Akustikgitarre verändert man den Anschlagpunkt ja auch ständig. Eigentlich sollte man zwischen den Pickups kontinuierlich (also nicht stufenweise) mit nem Fußschalter wechseln können. Wenn ich mal zu viel Geld hab mach ich das.

    Ansonsten finde ich auch den Ausgang aus dem Solo wichtig. Auch wenn der Song "einfach" weitergeht muss es ein Ende geben, nur eben ein etwas subtileres.

    Ich spiele immer gerne von tiefen auf hohe zu tiefen Tönen. Dasist aber nicht besonders genial und ich bin auch nicht für meine Soli bekannt.

    Wofür bin ich eigentlich bekannt :signquestion3xd::signquestion3xd::signquestion3xd:

  • Hi,

    also ich bin zwar kein Gitarrist, aber ich finde diesen Soloeinstieg genial. Der Song befindet sich kurz vor Beginn des Solos in einer Art "Halteposition", ein kurzer Schwebemoment sozusagen. Und von ganz weit kommt die Gitarre daher, kommt näher und wird immer deutlicher, bis sie den Vordergrund erreicht. Ich finde , das ist ein sehr gekonnter Solostart. Das Solo selber ist hier DER Kontrapunkt des Songs und somit genau passend, wenn man sich die restliche Songstruktur anschaut.
    Der Ausgang ist zwar kurz, im Verhältnis zum Einstieg, aber das macht auch Sinn. Schließlich ist der Einstieg wichtiger, in Bezug auf die Aufmerksamkeit beim Publikum. Nach dem Solo soll man sich ja wieder auf die Sängerin konzentrieren.
    Dieses Solo wirkt wie ein herannahender Güterzug, der mit lautem Donnern vorbeirauscht und wieder verschwindet (wie poetisch).

    Ich finde, man hätte es nicht besser machen können. :good_1:

  • Das Solo selber ist hier DER Kontrapunkt des Songs...

    genau das ist es. und das ist auch - wie in meinem vorherigen post bereits erwähnt - das, was landau erreichen wollte; sonst hätte er sein solo nicht mit solch "extremen" stilmitteln geschmückt. jedenfalls ist er erfahren und musikalisch genug, als dass ihm das halbwegs "ausversehn" passiert wäre und er sich im nachhinein denkt "oh, das war wohl ein wenig zu krass".

    im endeffekt ist es natürlich geschmackssache, aber auch ich liebe besonders den einstieg des solos.

  • Spiel mit Gefühl... Drücke das aus, was das Stück dir sagt, bzw. was du sagen willst... Nicht denken, sondern spielen :) Dann kommt der Rest von alleine... Das wichtigste ist Feeling... Struktur, Komplexität, bla bla bla, schön und gut, aber das reicht gerade mal um bei den Muckerkollegen technisch zu beeindrucken... Um zu begeistern musst du keine Struktur, etc. haben...

  • ist jetzt vllt so rübergekommen, als bräuchte ich tipps für meine soli. dem ist nicht so; wollte nur mal hören, wie IHR da rangeht. ich bin der meinung, in einem soli kann man sich erst DANN fallen lassen, wenn du das, was du abdecken willst, blind beherrscht - und ich denke auch dann ist ein solo immernoch irgendwie strukturiert; und wenn nur aus gewohnheit! ;)

  • Ja das Solieren...da kann man sich so ziemlich den ... bei aufreissen.
    Ich habe es gerade letzte Woche wieder im Proberaum erlebt...
    Wir versuchen gerade in Eigenregie Songs für ne CD aufzunehmen und somit waren wir beim ersten Solo angekommen...Tausendmal gespielt, aber nicht für die Aufnahme....
    Da sitz ich also, neben mir Schlagzeuger und Bassist und starte meinen ersten Versuch. Danach Manöverkritik und nochmal...das mag am Anfang ja noch spassig sein, aber als nach dem 26ten Take noch kam..."könnteste da nich hoch gehen"..."vielleicht den dritten Ton länger stehen lassen"..."ein wenig geschmackvoller wäre nett" AAAAAAHHHHHHHH:motz::motz::motz:

    Finger Wund, Kopf qualmt, Röhren glühen und das Feeling für den Song ist schon lange futsch!

    Ne, das geht nicht immer so, aber an manchen Tagen liegt einem ein Song so gar nicht und am nächtsen Tag gehts wie durch weiche Butter.

    Für so´n schönes Solo muss echt Stimmung da sein und man muss den Song leben können.
    Bei neuen Songs spiele ich immer einfach aus dem Bauch drauf los und irgendwann entwickelt sich ne feste Struktur nach dem Schema Einstieg-Mitte-Ausstieg. Da gibts feste Punkte auf die man zurückkommt und dazwischen Raum für Improvisation.

    Als superschönes Beispiel für ein Solo, dass sich toll in den Song einbindet, hört euch mal "Easter" von MARILLION an.
    Steve Rothery schafft es hier auf eine unglaubliche schöne Weise im Song ein Bild zu malen und die Dramaturgie weiter zu treiben.

    schluppschluppschlupp

  • Die - meiner subjektiven Meinung nach - grandiosesten und gefühlvollsten Soli sind, die im Stück Sometimes I Feel Like Screaming von DP live in der Royal Albert Hall.

    Was Morse da abliefert ist kompositorisch und technisch - finde ich - das was man sich unter fast "perfektem" Gitarrenspiel vorstellen kann.
    Auch er nutzt die diversen Möglichkeiten seiner Pickups ...
    ... spielt viel mixolydisch mit chromatischen Zwischentönen. die arpeggierte schlussphrase mit sweeping find ich persönlich am schönsten ...

    Wegen dieses Könnens zählt er für mich eindeutig zu den versiertesten (man muss es ja nicht "besten" nennen) Gitarristen überhaupt.

    ... okay für mich ist er der beste ... :LolLolLolLol: ... steeeeve ich will dich !!!! :giggle:

  • Bin neu hier, aber geb trotzdem mal meinen Senf ab, auch in der Hoffnung, mal gleichgesinnte zu treffen.
    das Solo von und mit der Michelle Branch geht ja mal ganz und gar nicht. Was da abgeliefert wird, ist meiner Meinung nach nur geschrabbel um den tollen Hecht raushängen zu lassen.
    Ein Solo sollte wirklich emotionen erzeugen, eine Liebeserklärung, eine Kriegserklärung, ein Epos, eine Weltreise...
    Das Michelle Branch solo klingt wie "ich-mach-per-SMS-Schluss"... irgendwie ganz ganz untere Welle...
    Deep Purple gefällt mir da schon besser. recht gut gemacht, meine Musik ist das aber nicht so ganz... klingt aber gut!

  • Muss Deacon zustimmen. Das erste ist überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Das Deep Purple ding find ich schon ansprechender.

    Die meiner Meinung nach besten Soli findet man nur ganz ganz ganz selten bei Youtube und wenn dann wirklich in Live Videos, denn nur da kommt irgendwie die Stimmung rüber.

    Zu meinem Solo spiel: Ist irgendwie eher in der Entwicklung zurückgeblieben bei mir ;) wird aber langsam langsam langsam besser. Habs halt am Anfang der Gitarristen Karriere schleifen lassen (Für Punk Rock braucht man nicht viel ;) ) nur mitlerweile machts mir Spaß ne CD in die Anlage zu schmeissen und dazu zu jammen. Da gehts manchmal mit nem Bottleneck oder nem Wah los und es wird losgefrickelt. Jedoch noch relativ eintönig da ich noch bei den Pentatoniken hänge und mich nur ganz ganz langsam davon lösen kann.

    Gruß
    Christoph

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