AddMusic - wo ist ihre gesangliche Heimat?

  • Auch von mir ein Herzliches Willkommen.

    Ja, es ist schon nicht immer ganz so einfach, den klassischen bzw. den absolut cleanen Touch aus der Stimme in den Griff zu bekommen, wenn man stimmlich in den U-Bereich wechselt, aber das kriegst du sicher hin, so wie es sich liest.

    Kannst du belten oder gehst du generell vom klassischen Ansatz aus?

    Jedenfalls hast du den Vorteil, deine Stimme so zu beherrschen, dass dir viele stimmliche Möglichkeite zur Verfügung stehen und du auch locker Stilmittel einbinden kannst, die für die Mucke, die du jetzt singst passend sind.

    Du könntest ja auch noch ein paar Stunden bei einem Contemporary GL nehmen.

    Also, rock on
    jadee
    :icon_smile:

    " Nur wer einen Funken in sich trägt, kann ein Feuer entzünden "

  • Hey Leutz,

    Danke erstmal für die herzlich-nette Begrüßung! Da fühl ich mich ja gleich wohl :thumbsup8de:


    [...] Kannst du belten oder gehst du generell vom klassischen Ansatz aus?

    Jedenfalls hast du den Vorteil, deine Stimme so zu beherrschen, dass dir viele stimmliche Möglichkeite zur Verfügung stehen und du auch locker Stilmittel einbinden kannst, die für die Mucke, die du jetzt singst passend sind.

    Du könntest ja auch noch ein paar Stunden bei einem Contemporary GL nehmen.

    Also, rock on
    jadee
    :icon_smile:



    Da musst ich doch gleich mal zwei für mich neue Wörter nachgucken - zu Contempotaty GL hab ich nichts gefunden, also muss ich mal ganz naiv nachfragen, was das ist [help]

    Belten: Wenn ich das jetzt richtig verstanden hab, muss damit das gemeint sein, wofür ich von meiner ehemaligen Gesangslehrerin immer Schelte bekommen hab, weil's die Stimme kaputt machen soll. Ich sollte nicht so "drücken", klang aber nicht gequetscht oder so, nur irgendwie kräftiger und etwas - "aggressiver"? Halt mehr, als den Ton nur fließen zu lassen. Ich glaub also, ich kann das, aber schmerzfrei nur, wenn ich mich lange eingesungen hab. Von "beherrschen" würd ich dagegen nicht unbedingt reden, weil ich dazu noch zu wenig darüber weiß und es noch nicht gezielt geübt habe. Wenn' s das ist, was ich glaube, find ich's toll, weil ich davon immer einen kleinen Rausch bekomme *g*

    Einen festgelegten Ansatz hab ich momentan gar nicht, aktuell probier ich alles aus, solange ich keine Halsschmerzen davon bekomm. Bin quasi auf dem Experimentierfeldzug, ja, so ist das... Da ich jahrelang durch strenge Hand geprägt wurde (ehemalige Gesangslehrein = ein kleiner Drache, aber auf ihrem Gebiet m.E. recht gut), leg ich es derzeit erstmal darauf an, in neue Richtungen denken und singen zu können. Meine Stimme ist ein Haus und ich kenn noch nicht jeden Raum *oohhmmmm* Dabei hilft mir dann auch meine neue Gesangslehrin, die zudem noch mit langjähriger Bühnenerfahrung im Jazz-Bereich punkten kann und zudem noch ziemlich cool drauf ist. Ich denke, so zieht's mich dann auch irgendwann von ganz allein dahin, wo ich eigentlich hingehöre - auf die Bühne, ins Altersheim, in die Badewanne oder wo auch immer :wink_1:

    Jadee, hast Du Erfahrung mit klassischem Gesang und dem Wechsel zu anderen Richtungen?

    Grüße an alle

    AddMusic

    Die beißt nicht, die will nur Musik machen...

  • Moin ihr,

    so, denn will ich mal was dazu sagen.

    Ein Contemporary Gesangslehrer unterrichtet alle popularen Stile, inkl. Musical etc..

    Vereinfacht ausgedrückt, alles außer Klassik, wobei man dass natürlich nicht so einfach darstellen kann.

    Zitat

    Belten: Wenn ich das jetzt richtig verstanden hab, muss damit das gemeint sein, wofür ich von meiner ehemaligen Gesangslehrerin immer Schelte bekommen hab, weil's die Stimme kaputt machen soll. Ich sollte nicht so "drücken", klang aber nicht gequetscht oder so, nur irgendwie kräftiger und etwas - "aggressiver"? Halt mehr, als den Ton nur fließen zu lassen. Ich glaub also, ich kann das, aber schmerzfrei nur, wenn ich mich lange eingesungen hab. Von "beherrschen" würd ich dagegen nicht unbedingt reden, weil ich dazu noch zu



    Nein, das ist sicher nicht gemeint gewesen.

    In der Klassik geht man verstärkt vom randstimmigen ( Kopfstimme) Ansatz aus.Beim Belting ( die Art zu singen, wie im popularbereich und Musical) geht man vom vollstimmigeren Ansatz aus. Der bevorzugte Stimmeinsatz ist selbstvertständlich ebenfalls weich. Das hat nichts mit Drücken zu tun, der Ton fließt trotzdem. Die mundstellung ist etwas breiter, der Klang etwas aggressiver. Hat auch etwas damit zu tun, dass man im GGS zur Klassik den Schwerpunkt auf die vollstimmigeren Vokale a und offenes o legt, statt u und geschlossenes o, welche die randstimme begünstigen. Auch bei einem ökonomischen Belting benutzen wir natürlich die mixed voice.
    Belting hat nichts mit Bruststimme hochziehen zu tun, es wird gemischt, genauso wie in der Klassik aber eben von der Vollstimme ausgehen und nicht von der Randstimme, wenn du so willst also genau umgekehrt als in der Klassik.
    Wichtig ist natürlich eine gute Atemtechnik.

    Da Du ja eine Gesangslehrerin aus dem Bereich Jazz hast, kann sie dir da sicher weiterhelfen und wird dich sicher auch auf die von mir genannte Art unterrichten.

    Ich habe Erfahrung mit dem Wechsel, ja.

    So, ich hoffe ich konnte dir deine Fragen beantworten.

    lg jadee

    " Nur wer einen Funken in sich trägt, kann ein Feuer entzünden "

    Einmal editiert, zuletzt von Nordi (4. März 2010 um 13:07) aus folgendem Grund: Zitat korrekt eingebunden

  • Moin an alle,

    na, da bin ich ja wieder etwas klüger geworden - Danke für die ausführliche Antwort, Jadee! Nach dem, was Du schreibst, kann ich bestätigen, dass meine GL mich nach diesem Ansatz unterrichtet. Ich werd sie mal darauf ansprechen und mir auch mal die Begriffe Kopf-, Brust-, Rand- und Vollstimme genauer erklären lassen. Damit ich einfach mal weiß, wann ich was wie mach. Bin sonst eher der bildlich-denkende, -fühlende und -umsetzende Typ. So ist es dann aber auch manchmal schwer, etwas unmissverständlich zu erklären oder rüberzubringen. Ich werd dann mal berichten, ob ich schon belten kann :wink_1: Rein klassisch singe ich auf jeden Fall nicht mehr, Atemtechnik ist weitestgehend gleich geblieben, Mundstellung hat sich aber drastisch verändert (kein "Fischmaul" mehr) und der Vokal "a" klingt auch wie einer. Nur wenn ich unsicher werde verändert sich das manchmal wieder, wahrscheinlich, weil ich so lange klassisch gesungen habe und mich darin halt noch sicherer fühle. Nur passt das dann nicht mehr so gut zu dem, was ich singe. Aber wie schon gesagt, die Sicherheit gewinne ich zusehends.

    Ich denke, wenn man möglichst lange was von seinem Instrument haben will, sollte man die Techniken grundsätzlich Schritt für Schritt und mit Geduld erlernen. Derzeitige Secondhand-Erfahrung durch eine Schlagzeug-Freundin, die einfach keine Geduld mitbringt... Ihre Trommelei endet derzeit daher auch immer in Käse, obwohl ich sie nun wirklich nicht als talentfrei bezeichnen würde. Aber: Handhaltung, zwei links, zwei rechts? Laaangweilig, wenn man doch so viel Krach auf einmal machen kann... Spaß machen soll's natürlich trotzdem, gleich mit welchem Instrument, aber es zahlt sich ja auch aus, wenn man ein bisschen Disziplin an den Tag legt. Was man gelernt hat, das kann man und was man kann, macht Spaß.

    An alle Stimmen und anderen Mucker: Wie seht Ihr das mit der Musik und der Disziplin??

    Liebe Grüße
    Wiebke

    Die beißt nicht, die will nur Musik machen...

  • Mensch Stephie, da hab ich auch wieder was dazu gelernt. :thumbsup8de:

    Wiebke, ich seh das mit der Disziplin ganz ähnlich. Wenn man wirklich den Drang hat und vorwärts kommen will in seinem Können, sich also entwickeln, dann kann das nur mit ner ordentlichen Portion Disziplin geschehen. Denn von Nix da kommt auch Nix :schnatter:

    Ich seh das an mir: Bin erst seit kurzem bei einer Gesangslehrerin und hab noch verdammt viel Arbeit vor mir, aber es erfreut mich jedesmal sehr wenn ich wieder merke "ein klein Wenig hat sich schon getan". Man sollte immer nach Vorne blicken und Ziele haben die einen voran treiben (das gilt natürlich nicht nur für die Musik)...

    Gruß
    Melli

  • Richtig, Ziele im Leben sind sowieso immer wichtig! Gerade beim "Instrument" Stimme find ich es dann im Gegenzug umso frustrierender, wenn man mal Rückschritte macht. Na ja: Gerade wenn's mal nicht so gut läuft, lernt man eigentlich am Meisten. Aber mein Klavier musste ich nie so oft stimmen, wie meine Stimme :icon_question: Mein Klavier ist auch nie erkältet... Das war auch einer der Gründe, warum ich dann doch nicht mehr an die Oper wollte, zu viel Stress, Angst vor dem Krankwerden und Frustration, der man aus beruflichen Gründen nicht ausweichen kann. Wenn man anderen zusammen Musik macht, ist Zuverlässigkeit natürlich ganz genauso gefragt, aber da kann man doch immer noch selbst bestimmen, wie viel Platz die Verpflichtung einnehmen soll. Und trotzdem: Ein Leben ohne Musik ist vielleicht möglich, aber mit Musik auf jeden Fall interessanter und für mich befriedigender. Also bleibt es bei den Zielen und der Freude daran, wenn man sie erreicht hat :wink_1:

    Melli, ist das das erste Mal, dass Du Gesangsunterricht nimmst? Hast Du vorher schon viel gesungen oder nur so für Dich? Und in welche Richtung gehst Du jetzt? Na ja, wahrscheinlich Blues, wa? Dem Namen nach... Und nach welchen Kriterien hast Du Deine Gesangslehrerin ausgewählt? Fragen über Fragen ;)

    Schöne Grüße
    Wiebke

    Die beißt nicht, die will nur Musik machen...

  • guten Abend,

    da bekomm ich ja ma Lust "mitzuspielen"...

    ist Disziplin nicht nur dort von Nöten, wo mein eigener Enthusiasmus auf der Strecke zu bleiben droht? Bin ich nicht sowieso getrieben von dem Verlagen? Will sagen, dass was ich wünsche zu Hören, oder meiner Vorstellung gefällt, auch wirklich zu Hören? InnenOhr und AußenOhr in Einklang zu bringen? Realität und Phantasie zu vereinen? Die Emotion, die mich bewegt, auch wirklich zu Hören, wenn ich z.B aufgenommen wiederschalle?.. Ist es nicht schon Kunst genug, hier ungekünstelt zu erklingen? Und dennoch in wahrhaftem Gefühl?

    Belt und Kopf und wie sie alle heißen, finde ich es ermüdend, immer öfter immer die gleichen "Stimmschubladen" zu hören, immer gleichgeformter alle Stimmen, in perfekter Theorie... besonders im Musical, aber auch in der Klassik, so oft vernommen gleiches Timbre, perfekte Intonation, mit nahezu mathematischem Vibrato, in seelenloser Interpretation... verloren.. Sinnlos!

    Zum klassischen Ansatz... ist es nicht so, dass die klassische Ausbildung des Gesangs, vegleichbar dem Ballett, alles andere als "natürlich" für die Stimme ist, dass vielmehr die klassische Stütze bereits die Ermüdung der Stimmbänder und ihrer Wege zumeist beinhaltet? Ist nicht die Emotion des Interpreten bzw. seine Rolle zweitrangig hinter dem als absolut definierten Ton? Schütze ich auf diese Art und Weise mich und mein Instrument?..

    Und was ist mit dem Ausdruck, dem inspirierten Gefühl des Moments? darf ein Ton, der Schmerz verkündet nicht auch im wahren Sinne schmerzhaft sein? Ist es nicht vielleicht sogar hilfreich, eigenen Schmerz wahr zu erfahren, um selben ungekünstelt ausdrücken zu können?

    Ich denke schon, es ist hilfreich den eigenen Körper zu kennen, und zu erfahren... z.B über die drei-Wege-Atmung... vielleicht erweitert über Feldenkrais...
    aber ich bin immer ganz irritiert, wenn ausgerechnet hier, im Felde des flüchtigen Moments, zuviel wissenschaftliche Definition uns nahezu den Atem raubt...
    wie will ich im Moment absolut sein, das Gefühl wahrhaft erleben, wie auch mitteilen, wenn ich im gleichen Moment meinen Körper technisiere, instrumentalisiere und den Kopf über die Inspiration regieren lasse?

    Provokativ, sicher... aber nicht böse gemeint...
    Experimentierfeldzug klingt schon mal gut....
    es kann gar nicht weit genug gehen...

    LG,
    niv mit Hilfe von Lian Court

    Es ist und bleibt Segen und Fluch...

    Einmal editiert, zuletzt von ni.v (5. März 2010 um 12:44)

  • [schnipp]
    An alle Stimmen und anderen Mucker: Wie seht Ihr das mit der Musik und der Disziplin??

    Tjo .. als "studierter Gitarrist" ;) kann ich nur sagen ohne ueben geht ganix, zumindest nicht viel. Wobei IMHO Qualitaet UND Quantitaet der Uebungseinheit zu gleichen Teilen wichtig ist. Beim Gesang ists vielleicht noch was anderes, da geht man nicht hin und uebt 8 Stunden am Stueck...

    Ich verbeite immer das es die taegliche Uebung ausmacht, ob es 5 Minuten sind oder Stunden ist egal, hauptsache jeden Tag und jeden Tag.

    Meiner Meinung nach tut jedem "popular" Musiker eine ordentliche Ladung klassiche Ausbildung gut, egal auf welchem Instrument. Man lernt Techniken und Kniffe die man im Alleingang nur selten zustande bekommt.

    Fuehrt aber auch zu manch komischen Einstellungen, bei mir zumindest, wenn ich Gitarristen sehe die den Daumen uebers Griffbrett klappen um tiefe Saiten zu greifen, oder ohne Fingernaegel zupfen (man hoert nur dumpfes Fleisch), oder den kleinen Finger unters Griffbrett halten, schauderts mir regelmaessig.

    Das muss jeder selber wissen, ob eine gefeuhrte klassiche Ausbildung not tut. Die dauert naemlich Jahre und kostet Geld. Fuer einen Metalgitarristen (gibts ja hier einige) ist Klassik Pflicht. ;) Empfehlen wuerde ich es jedem.

    Mich wuerde auch interessieren ob Ihr einen Gesangslehrer/In kennt der/die Erfahrungen mit den eher "kraeftigen" Timbres hat und bereit waere sich mal 2-3 Stunden verschenken zu lassen. Interesse? :D

    Mein Gesangslehrer an der Uni damals ( gehoerte halt dazu ) hat immer gesagt ich waer nen Heldentenor hoehoe .. Ich hab dann doch lieber Gitarre gespielt. "Am Brrrruuuuunen vorrr dem Tooorrae..."

    Gruss
    Hoschi

  • ... Und trotzdem: Ein Leben ohne Musik ist vielleicht möglich, aber mit Musik auf jeden Fall interessanter und für mich befriedigender. Also bleibt es bei den Zielen und der Freude daran, wenn man sie erreicht hat :wink_1:

    Melli, ist das das erste Mal, dass Du Gesangsunterricht nimmst? Hast Du vorher schon viel gesungen oder nur so für Dich? Und in welche Richtung gehst Du jetzt? Na ja, wahrscheinlich Blues, wa? Dem Namen nach... Und nach welchen Kriterien hast Du Deine Gesangslehrerin ausgewählt? Fragen über Fragen ;)



    Wiebke, da stimme ich mit Dir völlig überein. Natürlich ist es prinzipiell möglich ohne Musik zu existieren... aber was wäre das für ein Leben? Es würde verdammt viel fehlen... wenn man nur mal alleine an die Emotionen denkt, die mittels Musik ausgelöst werden.

    Ich kann Dich gut verstehen, warum Du der Oper den Rücken gekehrt hast... Jeder Job in dem Kreativität eine bedeutende Rolle spielt, birgt so seine Risiken in sich. Wenn man mal wieder - warum auch immer - blockiert ist und nicht vorwärts kommt. Und erst recht wenn das durch äußere Einflüsse (wie zB die Erkältung) passiert und man einfacht nicht das abliefern kann, was eigentlich möglich wäre...

    Ja, es ist das erste Mal das ich so richtig versuche mittels professioneller Hilfe an meiner Stimme zu arbeiten. Ich habe vor langer Zeit mal in einem Chor gesungen und auch bei einem einjährigen Projekt eines Tonstudios für ein Galakonzert mitgewirkt. Doch sehr lange war Pause und erst seit ich in Bremen bin (bin im August letzten Jahres quasi frisch hergezogen) lasse ich die Musik den Stellenwert in meinem Leben einnehmen, den sie schon immer besetzen wollte.
    An die Gesangslehrerin kam ich durch die Empfehlung einer Freundin. Mir ist es sehr wichtig, dass ich mit jemandem gut verstehe gerade wenn es um so etwas "intimes" wie die eigene Stimme und die damit verbundene Leistung geht. Und bisher verstehen wir uns gut und ich sehe auch schon (trotz der kurzen Zeit) eine Entwicklung bei mir.

    Mein großes Problem ist allerdings immer noch meine musikalische Heimat zu finden. Ich bin einfach sehr vielschichtig interessiert (Jazz, Soul, Blues, Swing, Klassik, Punk, Rock, Pop, Metal...) das ich einfach noch nicht weiß, wo ich mit meiner Stimme am Besten hinpasse... Ich will endlich mal das Gefühl bekommen: Hier bist Du richtig... Komm durch die Tür, häng deinen Mantel auf und mach es Dir gemütlich... Du musst so schnell nicht wieder ausziehen...

    Ich verbeite immer das es die taegliche Uebung ausmacht, ob es 5 Minuten sind oder Stunden ist egal, hauptsache jeden Tag und jeden Tag.

    Meiner Meinung nach tut jedem "popular" Musiker eine ordentliche Ladung klassiche Ausbildung gut, egal auf welchem Instrument. Man lernt Techniken und Kniffe die man im Alleingang nur selten zustande bekommt.



    Ohne Kontinuität kommt man nicht vorwärts... auch wenns manchmal noch so nervenaufreibend ist, weil man das Gefühl hat auf der Stelle zu treten...

    Ich finde auch das eine gewisse theoretische und klassische Grundlage nicht schaden kann. Mir persönlich hilft sowas immer, besser zu verstehen was ich tun soll oder was vor sich geht mit meinem Körper.

    ist Disziplin nicht nur dort von Nöten, wo mein eigener Enthusiasmus auf der Strecke zu bleiben droht? Bin ich nicht sowieso getrieben von dem Verlagen? Will sagen, dass was ich wünsche zu Hören, oder meiner Vorstellung gefällt, auch wirklich zu Hören? InnenOhr und AußenOhr in Einklang zu bringen? Realität und Phantasie zu vereinen? Die Emotion, die mich bewegt, auch wirklich zu Hören, wenn ich z.B aufgenommen wiederschalle?.. Ist es nicht schon Kunst genug, hier ungekünstelt zu erklingen? Und dennoch in wahrhaftem Gefühl?
    ....
    Und was ist mit dem Ausdruck, dem inspirierten Gefühl des Moments? darf ein Ton, der Schmerz verkündet nicht auch im wahren Sinne schmerzhaft sein? Ist es nicht vielleicht sogar hilfreich, eigenen Schmerz wahr zu erfahren, um selben ungekünstelt ausdrücken zu können?

    Ich denke schon, es ist hilfreich den eigenen Körper zu kennen, und zu erfahren... z.B über die drei-Wege-Atmung... vielleicht erweitert über Feldenkrais...
    aber ich bin immer ganz irritiert, wenn ausgerechnet hier, im Felde des flüchtigen Moments, zuviel wissenschaftliche Definition uns nahezu den Atem raubt...
    wie will ich im Moment absolut sein, das Gefühl wahrhaft erleben, wie auch mitteilen, wenn ich im gleichen Moment meinen Körper technisiere, instrumentalisiere und den Kopf über die Inspiration regieren lasse?



    Lian, schön mal wieder von Dir zu lesen...

    Disziplin ist auch dann von Nöten wenn man voller Enthusiasmus ist, denn irgendwann (früher oder später) hat man einen Durchhänger, warum auch immer, und dann ist es wichtig nicht aufzuhören sondern weiter zu machen. Denn genau an diesem Punkt entwickelt man sich weiter.
    Und natürlich kann man sich auch mit zuviel Wissen einiges verbauen. Manche sind mit dem Glück gesegnet es einfach im Gefühl zu haben... Ohne zu wissen, was sie wirklich tun, erreichen sie die Herzen der Menschen. Und widerum andere sind hervorragend im Umgang mit der Technik, schaffen es aber niemals ein wohliges Schaudern oder gar eine Träne hervorzulocken. Das hat einfach auch viel mit Ausstrahlung zu tun... Und sowas kann man eher weniger "erlernen"... man muss es fühlen.. es zu lassen. Ich kann nur andere Menschen wirklich erreichen, wenn ich mich selbst nicht blockiere... wenn ich offen für jede Art von Gefühl bin, offen für die eigenen Bedürnisse und die der Anderen. Denn trotz der ganzen Noten, Oktaven, Quinten, Violinschlüssel, Akkorde... trotz der ganzen Theorie ist Musik immer noch eines für mich: ein unfassbar großes Gefühl, das mich in jeder Sekunde meines Lebens berührt. Und da bedarf es das eine oder andere Mal eben nicht den korrekten, sondern einfach den eigenen Weg...

    Gruß
    Melli

  • Wow, hier hat sich ja einiges getan.

    @Wiebke

    So wie du es schilderst und nachdem was du singst, seid ihr sicher auch im Belting, wobei ich das natürlich nicht bestimmt sagen kann, da ich dich noch nie gehört habe.
    Das du dich anders sicherer fühlst, finde ich verständlich. Es gibt ja auch genügend Popsongs, die man durchaus in einem halbklassischen Ansatz super singen kann.
    Stress dich nicht, probiere dich aus und finde einfach heraus, was dir gefällt.

    Zu Nils
    Du hast absolut recht, wenn du sagst, dass ein lebendiges, authentisches Timbre, der freie Umgang mit der Stimme, die immer da währende Emotionalität beim Gesang, der allerwichtigste Moment ist.

    Feldenkrais und alles andere was mich mir, sowohl phisiologisch, als auch emotional näherbringt, sind in meinen Augen unabdingbar für einen guten Sänger.

    Beim Musical und in der Klassik gibt es ein bestimmtes Stimmideal, das muß erreicht werden, sonst ist man nicht konkurrenzfähig.

    Bei allen anderen Stilen zählt viel mehr die personality.

    In einem muß ich dir widersprechen, bei einer sauberen Ausbildung, von einem guten Gesangspädagogen, ist die klassische Stimmführung absulot nicht schädlich.
    Es ist im Gegenteil sogar so, dass jeder Gesangslehrer klassische Grundlagen vermittelt, was Atemführung, Appoggio ( Stütze)Passagio ( Registerübergang)etc. angeht, ohne, dass man deswegen klassisch singen lernen muß.

    Das wichtigste ist das Gefühl,die Kreativität, der absolute Wille singen zu wollen, aber eine gesunde Technik als Grundlage schadet nicht, ganz im Gegenteil.

    Zum Üben, man kann natürlich nicht stundenlang am Tag Gesang üben, dass ist auch gar nicht erforderlich. Jeder sollte da herausfinden, womit und mit welcher Dauer er gut zurecht kommt.

    Weniger ist da mehr, wenn nach dem Üben die Stimme angeschlagen ist, ist das ein Warnzeichen.

    So, nun genug der Theorie.

    Hoschi, ja ich kenne solch einen Lehrer, aber den Rest des Satzes habe ich nicht verstanden.

    lg
    jadee:wink_1:

    " Nur wer einen Funken in sich trägt, kann ein Feuer entzünden "

  • Tag!

    Entschuldigt, dass ich einfach unaufgefordert dazwischenspringe.
    Eigentlich hat jadee es perfekt erklärt, was belten ist.
    Für alle, die sich nichts darunter vorstellen können:
    Ursprünglich stammt das belten aus der Steinzeit. Wahrscheinlich ist, dass die Männer es während der Jagd ausgeübt haben um Kommandos über größere Entfernung zu geben.
    Man geht heute ebenfalls davon aus, dass Sprache und Gesang sich parallel zueinander entwickelt haben. Diese These würde immerhin auch erklären, warum 1. das menschliche Ohr auf Stimmen fixiert ist und 2. Der Kehlkopf des Mannes eine andere Sitzposition hat.
    Offenbar war es für Frauen nicht notwendig diese Technik zu erlernen.
    Soweit mir bekannt ist hat die belting Technik erst Ende des 17. Jahrhunderts wieder Renaissance gefeiert und soweit perfektioniert, dass man ganze Opernhäuser ohne Elektrik beschallen kann ohne heiser zu werden.
    Ich weiß nicht, ob´s stimmt, aber ich hatte gehört, dass es für Frauen sehr schwierig sei diese Technik zu erlernen. Deshalb Frage an alle Sängerinnen: Habt ihr Erfahrungen damit gemacht?

    Gruß
    Doc.

  • Hey Doc,

    ist doch super, wenn sich noch mehr am Thema beteiligen.

    Dass es für Frauen generell schwieriger ist, Belting zu erlernen, kann man so, glaube ich ,nicht sagen.
    Tatsache ist, dass Männer ihre Stimmregister anders einsetzen als wir Frauen.

    Männern nutzen etwa 2/3 des Stimmumfanges vollstimmig und 1/3 im Falsett.
    Bei Frauen ist es genau umgekehrt, also 1/3 Vollstimme, 2/3 Randstimme, wobei man man das mittlere Register mischt und da ist dann eben der kleine Unterschied, entweder von der Voll- oder der Randstimme ausgehend. ( Das können Männer übrigens auch)
    D.h. ihr beltet sowieso schon. Frauen erlernen diese Technik.
    Es gibt bei den Frauen Naturbelterinnen, die haben dann eher weniger Probleme. Schwieriger ist es für Frauen, die randstimmiger veranlagt sind, die haben manchmal schon einige Probleme, das Belten zu erlernen.

    Dass die Beltingtechnik in der Renaissance entwickelt wurde, ist interessant.

    Eigentlich kann man mit der klassischen Gesangstechnik, u.a. durch die Ausnutzung von Obertönen, den Sängerformanten, viel besser ein ganzes Orchester überschallen.

    lg
    jadee

    " Nur wer einen Funken in sich trägt, kann ein Feuer entzünden "

  • Oh, schön, rege Beteiligung! Dann gebe ich auch mal weiter meinen Senf zu dem „mir zu Ehren“ (höhö) eingerichteten Thread – ich erlaube mir Doc Wahlers Frage zwecks Vermeidung von Verwirrungen am Ende zu wiederholen.

    @ ni.v: Pathos sei mit Dir, sehr poetische Ausdrucksweise ;)

    Ich finde auch, dass Klassik und Musical dazu verführen, sich sehr am „Ideal“ zu orientieren, aber wie Jadee richtig feststellt, das hat denke ich auch viel mit Marktgängigkeit zu tun. Andererseits habe ich persönlich auch festgestellt, dass ich mich hinter der klassischen Stimme sehr nett verstecken kann – wobei es sicher einige Sänger in dem Genre gibt, die das nicht machen, ich mag auch keine Schubladen. Daher gehe ich lieber nur von mir aus: Ich musste nichts preisgeben und die Persönlichkeit stand hinten an. Einer der Gründe, warum es mich reizt, in die neue Richtung zu gehen und nicht nach dem Ideal zu streben, sondern mein eigenes zu finden, zu sehen, was mich auch musikalisch eigentlich ausmacht, wo meine Stärken liegen.

    Verteufeln würde ich die Technik(en) trotz Experimentierzug dennoch nicht, auch wenn ich mir gerne mal aus der jeweils einen oder anderen etwas rauspicken würde (werde), wenn ich merke, dass es mir gut tut. Also kein schematisches Denken, was vereint werden kann, wird vereint, wo ich mich entscheiden muss, werde ich mich entscheiden. Aber ich betrachte Techniken und Theorie an sich nicht als Einschränkung, sondern als Hilfe zum „Stimmen des Instrumentes“. Mit Hilfe der Technik (auch wenn ich nicht immer den Namen kenne, aber halt mit den „Tricks“, die mir meine GL mitgeteilt haben) komm ich in zusätzliche Bereiche, die mir sonst verschlossen blieben. Das ist doch eine Bereicherung, oder! Technik setze ich ein, um meine Stimmbänder geschmeidig zu bekommen, um dann schließlich das zum Ausdruck zu bringen, was ich hören will. Sonst kann ich mich noch mal nur Jadee anschließen, gerade mit der klassischen Technik hab ich immer gut vermieden, meinen Stimmbändern „weh zu tun“ oder sie zu ermüden, sie wurden dadurch nur gestärkt.

    Warum sollte im Gesang ausgedruckter Schmerz einem auch wirkliche – ich mein zusätzlich körperliche – Schmerzen bereiten, wenn dem Klang nach doch schon gesagt wird, was zu sagen ist? Und danach kann man nichts mehr ausdrücken, weil einem die Stimme aus körperlichem Schmerz wegbricht?

    @ Hoschi: Hab ich Dich richtig verstanden, dass Du jemanden suchst, der Dir Unterrichtsstunden abgibt, also sie quasi bezahlt? Und das, wo Du doch selbst gerade davor festgestellt hast, wie teuer die sein können? Hihihi... Es gibt, mein ich, einige Gesangslehrer, die günstigere oder sogar kostenlose Probestunden anbieten. Anfragen schadet sicher nichts...

    Regelmäßiges Üben: Ich komme leider nicht immer so oft zum Üben, wie ich es gerne hätte. Zumindest mein Auto hält einmal täglich dazu her – der Vorteil des Instruments Stimme. Das reicht aber eigentlich nicht, allein weil ich mich beim Sitzen anfangs schon etwas in der Atmung eingeschränkt fühle und das Warmsingen allein schon fast die mir zur Verfügung stehende Autofahrtzeit sprengt. Wenn ich dann allerdings bei mir zu Hause und zu humanen Zeiten zum Üben komme, dann bekomm ich auch mal ein paar Stunden voll, finde kein Ende. Richtig eingesungen gibt’s dann auch keine Halsschmerzen oder Ermüdung, dann zieht’s mich einfach mit und ich freu, mal wieder an Beweglichkeit und Facettenreichtum der Stimme arbeiten zu können. „Leider“ gewinnt die Stimme dabei auch automatisch an Volumen und Lautstärke, also ist um 20 Uhr bei mir spätestens Schicht im Schacht... die Nachbarn, ich bin ein verhältnismäßig rücksichtsvoller Mitbürger ;) Ich könnte dann ja auch leiser singen... aber laut bringt mehr Sauerstoff in Lungen und Hirn – das kompensiert die Pause vom bööösen und absolut schädlichen Rauchen, dem ich immer noch erlegen bin, trotz stimmlicher Gegenanreize...

    @ Bluesgirl: Ja, ich fand’s auch sehr wichtig, dass ich mich mit meiner jetzigen GL gut verstehe. In der Klassik war mir das nicht so wichtig, was aber wohl zu eingangs Gesagtem passt.

    – Die Suche nach der gesanglichen Heimat: Sie wird Dich schon finden ;)
    (= Wort zum Montag)

    Mensch, ich hab mir schon lange nicht mehr so viele Gedanken zum Singen gemacht, wie seit Eröffnung dieses Forums :) Wahrscheinlich entwickle ich mich dabei so weiter, dass ich am Ende alles leugne und das Gegenteil behaupte, uiuiui....

    Viele Grüße an alle!
    Wiebke

    PS: Jadee, weißt Du, wo die umgekehrte Verteilung des Stimmeinsatzes herrührt? Doc Wahlers, könntest Du die Frage schon selbst – nach dem evolutionstechnischen Ansatz – beantwortet haben? Zahlreiche lustig-steinzeitliche Erklärungsvorstellungen würden den weiteren Rahmen des Threads sprengen...

    „Eberlein, kommt in den Kochtopf rein...“ *träller*

    Die beißt nicht, die will nur Musik machen...

  • Hallo Ihr alle,

    [

    Zitat

    S: Jadee, weißt Du, wo die umgekehrte Verteilung des Stimmeinsatzes herrührt? Doc Wahlers, könntest Du die Frage schon selbst – nach dem evolutionstechnischen Ansatz – beantwortet haben? Zahlreiche lustig-steinzeitliche Erklärungsvorstellungen würden den weiteren...

    Das müßte damit zu tun haben, dass Männer einen größeren Kehlkopf und längere und massigere Stimmlippen haben.

    lg jadee:icon_smile:

    " Nur wer einen Funken in sich trägt, kann ein Feuer entzünden "

  • PS: Jadee, weißt Du, wo die umgekehrte Verteilung des Stimmeinsatzes herrührt? Doc Wahlers, könntest Du die Frage schon selbst – nach dem evolutionstechnischen Ansatz – beantwortet haben? Zahlreiche lustig-steinzeitliche Erklärungsvorstellungen würden den weiteren Rahmen des Threads sprengen...

    „Eberlein, kommt in den Kochtopf rein...“ *träller*



    **Klatsch vor die Stirn**

    Ja, du hast recht - im Prinzip schon!

    Und auch ja, man könnten da einen eigenständigen Thread von machen.
    Es ist als treibe man orientierungslos im Raum. Wenn ich nicht weiß, woher ich komme, wie soll ich dann wissen, wohin die Reise geht?
    Deshalb fand ich den historischen Exkurs an diese Stelle angebracht.

    Gruß
    Doc.

  • Und auch ja, man könnten da einen eigenständigen Thread von machen.
    Es ist als treibe man orientierungslos im Raum. Wenn ich nicht weiß, woher ich komme, wie soll ich dann wissen, wohin die Reise geht?
    Deshalb fand ich den historischen Exkurs an diese Stelle angebracht.



    Ich finde, dass das auch ganz gut in diesen Thread passt. Mein Kommentar von wegen Sprengen bezog sich eher darauf, dass ich selbst schon so viel geschrieben hatte und nicht noch mehr Platz belegen wollte :schnatter:

    Mich würde das auch interssieren, vielleicht hat ja jemand noch tiefergehende historische Fachkenntnisse über die Ursprünge der weibl. und männl. Stimme... Denn ansonsten lässt sich wohl fast jede Weiter- und Auseinander-Entwicklung von Männlein und Weiblein auch irgendwie evulotionstechnisch erklären. Die genauen Hintergründe erklärt das aber halt noch nicht :wink_1:

    Spezialwissen, anyone?

    Die beißt nicht, die will nur Musik machen...

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